Heimat- und Geschichtsverein

von 1984 Gittelde e.V.

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Gittelde von 1984 e.V.
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Mit dem Kahn von Gittelde nach Clausthal

Gittelde (pb). Der Heimat- und Geschichtsverein Gittelde hatte den Sitzungsraum im Gemeindezentrum – in eine Kaffeestube verwandelt. In dem lud der Vorsitzende des Knappenvereins Bad Grund, Gerd Hintze, zu einer Kahnfahrt durch den 150 Jahre alten Ernst-August-Stollen ein.

Weil das Thema aus dem Grund auch „Mit dem Kahn von Gittelde nach Clausthal“ lautete, kamen viele Gäste – nicht „nur“ aus Gittelde – die diese Tour bei Kaffee und Kuchen gerne mitmachen wollten.

Der erste Vorsitzende des HGV Gittelde, Horst Ahrens, brachte auch seine Freude darüber zum Ausdruck, dass sich so viele Menschen zusammen mit „Reiseführer“ Hintze auf den aus Informationen und Diabildern „gepflasterten“ Weg machen wollten.

Hintze erinnerte daran, dass der Ernst-August-Stollen der jüngste, längste und tiefste Wasserlösungsstollen des Oberharzer Bergbaus, und damit ein Teil des Oberharzer Wasserregals ist. Entstanden ist er zwischen 1851 und 1864. Er entwässerte von Gittelde aus die Gruben der Bergreviere Grund, Silbernaal, Wildemann, Zellerfeld, Clausthal, Bockswiese und Lautenthal.

Der Grund für die Errichtung von besagtem Stollen war, dass 1799 der königlich-hannoverschen Bergverwaltung klar wurde, dass der Tiefe Georg-Stollen für die geplante Zukunft des Oberharzer Bergbaus nicht ausreichen würde. Besonders bei Hochwasser vermochte dieser Stollen die Wassermassen kaum zu bewältigen. Daher wurde der Plan zu einem noch tieferen Stollen gefasst. Er sollte direkt an die bereits vorhandene Sumpfstrecke des Clausthaler, Rosenhöfer und Zellerfelder Reviers, die Tiefe Wasserstrecke (oder schiffbare Wasserstrecke) angeschlossen werden, die etwa 120 m unter dem Tiefen Georg-Stollen verlief. Das Mundloch wurde schließlich auf dem Schützenanger bei Gittelde vorgesehen. Dadurch konnte auch die damals neue vielversprechende Grube Hilfe Gottes in Grund entwässert werden.

Der Bau des Stollens begann am 21. Juli 1851. Er wurde im Gegenortbetrieb von 17 Stellen aus gleichzeitig in beide Richtungen aufgefahren. Der letzte von insgesamt neun Durchschlägen fand am 22. Juni 1864, nach etwas mehr als der Hälfte der veranschlagten Bauzeit, zwischen der Grube Ernst-August und Haus Sachsen in Wildemann, statt. Die geplanten Kosten von 500.000 Talern wurden um etwa 70.000 Taler überschritten. Das lag hauptsächlich daran, dass rund 30 Prozent der Strecke ausgemauert werden mussten, so Hintze weiter.

Er vergaß aber auch nicht darauf zu verweisen, dass der Erfolg dieses Projektes vor allem dem Oberbergamtsmarkscheider Eduard Borchers zu verdanken gewesen sei. Er berechnete den Verlauf des Stollens und die Durchschlagspunkte auf höchste Genauigkeit und setzte diese Berechnung mit den damaligen einfachen Messinstrumenten um. Die maximale Abweichung lag unter vier Zentimeter.

Durch die Einstellung des Bergbaus in den Berginspektionen Clausthal und Lautenthal 1930 verlor der Ernst-August-Stollen seine Bedeutung als Wasserlösungsstollen für diese Reviere. Bis 1980 wurden er bis zum Schacht Schreibfeder in Zellerfeld und die Tiefe Wasserstrecke von der ehemaligen Grube Bergwerkswohlfahrt (Silbernaal) unterhalten, um die Abschlagswasser der Grubenkraftwerke Ottiliae- und Kaiser-Wilhelm-Schacht abzuführen. Im Jahre 1992 wurde das Erzbergwerk Grund stillgelegt und der letzte Teil, zwischen dem Mundloch und dem Wiemannsbuchtschacht, aufgegeben. Trotzdem fließen noch heute die Grubenwasser der angeschlossenen ehemaligen Bergwerke aus dem Mundloch in Gittelde aus, das mit einer aus Eisen-Gitterwerk bestehenden Eingangstür verschlossen ist.

Gerd Hintze würzte seine Erzählungen sehr gekonnt mit Diaaufnahmen, die er übrigens alle selbst gefertigt hat. Denn er „schipperte“ nicht nur einmal durch den Stollen. Heute es ist leider nicht mehr möglich, auch wenn er weiß, wo die Glasfieberboote „vor Anker“ liegen.

Horst Ahrens (re.) stellte den interessierten Gästen den Redner, Gerd Hintze, vor.

Bild oben: Gerd Hintze verstand es, die Fahrt durch den Ernst-August-Stollen interessant rüberzubringen. Fotos: Bordfeld