Einige Mitglieder des HGV trafen sich zum Arbeitseinsatz an der Heimatstube, um dem Holzwurm, der zahlreiche Exponate im Stall befallen hatte, den Kampf anzusagen.
Die dritten Klassen der Grundschule Gittelde machten einen Ausflug in die Heimatstube und erfuhren viel Interessantes über das frühere Schulleben.
Gittelde. „Das sieht ja aus wie im Mittelalter“, rief ein Junge gleich humorvoll bei der Ankunft vor der Heimatsstube des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde (HGV). Im Rahmen ihres Unterrichtsthemas „Schule früher und heute“ machten die beiden dritten Klassen am Montag und Mittwoch einen Ausflug in die Heimatsstube, um Einblicke in das Schulleben von früher zu erfahren und die Unterschiede zum heutigen kennen zu lernen. Ausgestattet mit Block , Stift und ganz vielen Fragen wurden die beiden Klassen jeweils in Zweiergruppen aufgeteilt durch die Räume der Heimatstube, in der früher die Schule war, geführt. Die Führungen übernahmen die Mitglieder des HGV Werner Hartmann, Klaus Starfinger, Brunhilde Nickisch, Karola Hennig und Horst Ahrens. Am Mittwoch begrüßte Ahrens die Klasse 3b vor dem ehemaligen Schulgebäude, wo er den Schülern sogleich etwas ganz besonderes erzählen und zeigen konnte, nämlich dass die Riefen an der Außenwand daher rühren, dass man früher Griffel zum Schreiben benutzte. Da es jedoch keine Anspitzer gab, habe man die Griffel an der Hauswand angespitzt, so Ahrens. Im ersten Innenraum durften sich die Kinder gleich auf die hölzerne Schulbank setzen und sich die Schulutensilien von früher, wie die Brottasche, Ranzen und Tuschkasten, genauer ansehen. Ein bisschen hart und eng sei es auf der Bank, sagten die Schüler, fanden die Aktion aber dennoch gut. Die Fragen hatten sie sich bereits vorher im Unterricht notiert , und konnten diese nun bei Horst Ahrens los werden, wie etwa, wie lang so ein Schultag früher war, wie lang der Schulweg war und ob es wirklich früher Ohrfeigen vom Lehrer gegeben habe. Dazu berichtet Ahrens, dass man früher noch sehr großen Respekt vor den Lehrern hatte und diese auf der Straße am besten schon von weitem gegrüßt hatte. Ohrfeigen habe es des Öfteren gegeben, wenn man etwas falsch gemacht oder sich respektlos verhalten habe. „Ich selbst habe etliche Ohrfeigen bekommen“, so Ahrens humorvoll „aber wahrscheinlich war jede davon berechtigt“. Im Nebengebäude der Heimatsstube konnten sich die Schüler die landwirtschaftlichen Geräte und die alten Küchengeräte anschauen, und erhielten so einen Einblick wie früher gekocht, Kuchen gebacken und gearbeitet wurde. Hier berichtete Werner Hartmann unter anderem darüber, wie man selbst Butter herstellte, nämlich durch das Trennen von Milch und Sahne, die anschließend in ein Butterfass geschüttet und so lange gedreht oder gerührt wurde, bis diese fest war und anschließend gepresst wurde.hn
Sehr interessiert zeigten sich die dritten Klassen der Grundschule bei der Erkundung der Heimatstube des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde
Selbst mal auf einer alten Schulbank zu sitzen und Einblicke in das frühere Schulleben zu gewinnen hat den Schülern besonders gut gefallen
(Fotos: Herma Niemann).
18 Aussteller präsentierten ihr Handwerk auf dem zweiten Handwerker- und Hobbymarkt des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde.
Gittelde. Auch der zweite Handwerker- und Hobbymarkt, organisiert vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Gittelde, zog am vergangenen Sonntag wieder viele Besucher auf den ehemaligen Schulhof vor der Heimatstube in Gittelde. 18 Aussteller hatte das Team des HGV für den Nachmittag gewinnen können, die ihre Handwerkskunst präsentierten, wie etwa Heike Kratzin aus Nienstedt, die am Spinnrad demonstrierte, wie aus der Schafwolle ein Knäuel zum Stricken oder Häkeln entsteht. Frederik Uhde zeigte, wie aus Fichtenstämmen Osterfackeln gemacht werden und Petra Utermöller aus Bad Sachsa erklärte interessierten Besuchern die Kunst des Holzmodel-Drucks. Dazu wird mit einem Schwämmchen pasteuse Farbe auf den sogenannten Model aufgetragen. Traditionsgemäß wird dabei blaue Farbe auf weißem Stoff verwendet. Das Ergebnis ist bis 60 Grad waschbar. „Das ist eine ganz alte Technik“, so Utermöller „und wurde auch das Sticken der armen Leute genannt“. Neben Holzarbeiten, Blumengestecken, selbstgemachten Ringen und Ketten sowie selbsthergestelltem Honig und Lederwaren waren mit Karl-Heinz Wessel und Jörg Meister auch die Salzsieder von Salzderhelden vor Ort, die das alte Handwerk des Salzsiedens mit einer Siedepfanne demonstrierten. Die beiden arbeiten ehrenamtlich im Kultur-Förderkreis Salzderhelden für das Industriedenkmal Alte Saline, in dem immer noch zu musealen Zwecken Sole aus der Tiefe gefördert wird. Salz sei das weiße Gold des Mittelalters gewesen, so Meister, denn früher wurde zum Haltbarmachen viel Salz benötigt. Die Saline aus dem Jahr 1757 am westlichen Ortseingang von Salzderhelden wurde 1963 stillgelegt. Heute ist nur noch der Bohrturm II mit der alten Technik vorhanden sowie der Solebehälter vorhanden. Mit einer Bohrung erreichte man 1859 eine Tiefe von 380 Metern und konnte fortan Sole mit einem Salzgehalt von 26 Prozent fördern.
Die Idee, einen Markt zu veranstalten, sei damals entstanden, um mehr Bürgernähe zum Verein entstehen zu lassen und den Einwohnern Geschichte zum Anfassen zu bieten, so der erste Vorsitzende des HGV, Olaf de Vries. Dieser dankte den Ausstellern für ihre Zuverlässigkeit. Die Organisation habe viel Spaß gemacht, weil so viele helfende Hände sich daran beteiligt hätten. Auch dankte er der Kirchengemeinde für die Unterstützung und die Nachbarschaftshilfe. Beim Ausschank der Getränke sowie am Kuchenbuffet und am Grill engagierten sich die Reservisten und der Junggesellenklub. Ebenso mit einem Stand vertreten war der SoVD und das DRK. Am Nachmittag überreichte die Schützengesellschaft dem HGV ein Tscherper-Messer zur Erinnerung an das 525. Jubiläum des Schützenfestes im Juni diesen Jahres. hn
Die Kunst des Holzmodel-Drucks präsentierte Petra Utermöller. Die alte Technik galt früher als Stricken der armen Leute.
Frederik Uhde zeigte, wie aus Fichtenstämmen Osterfackeln entstehen.
Jörg Meister und Karl-Heinz Wessel vom Industriedenkmal Alte Saline in Salzderhelden demonstrierten das Salzsieden in einer Siedepfanne und informierten über die Jahrhunderte alte Handwerkskunst.
Vom Schaf zur Wolle: Heike Kratzin aus Nienstedt saß am Spinnrad und ließ Wollknäuel entstehen. Alle Fotos Herma Niemann.
Dr. Hans-Joachim Winzer stellte beim Klönnachmittag des Gittelder Heimat- und Geschichtsvereins sein Buch „Die Herren von Gittelde“ vor.
Gittelde. Sehr gut besucht war der Klönnachmittag, den der Heimat- und Geschichtsverein Gittelde (HGV) am vergangenen Samstag organisiert hatte und an dem Dr. Hans-Joachim Winzer sein Buch „Die Herren von Gittelde“ vorstellte.
Bei seiner Recherche habe sich vor allem die Identifizierung von Mitgliedern der Familie durch den Ortsnamen Gittelde sehr schwierig gestaltet, berichtete Dr. Winzer, da es im Mittelalter drei Orte mit ähnlichen beziehungsweise gleichen Namen gegeben habe und auch drei Ritterfamilien. Die Herren von Gittelde lassen sich von 1154 bis 1630 im Mannesstamme nachweisen, also für rund 500 Jahre. Der sich im hohen und späten Mittelalter herausbildende niedere Adel, zu dem auch die Herren von Gittelde zählten, habe zu den gestaltenden Kräften auch für das südliche Niedersachsen gehört. Anhand einer Stammbaum-Übersicht, die jeder Teilnehmer des HGV erhalten hatte, verdeutlichte der Autor die Familienverhältnisse. Von manchen Ehefrauen habe er nur den Vornamen oder nur den Herkunftsnamen. Für ihn stellte sich auch die Frage, ob die Mehrzahl der Männer gar nicht verheiratete gewesen sei. Dies zeige sich in extremer Form in der vierten Generation mit zehn männlichen Mitgliedern. Dennoch erscheine es wenig wahrscheinlich, dass in den ersten beiden Generationen bei einer Anzahl von insgesamt neun überlieferten männlichen Angehörigen nur zwei Ehen geschlossen worden seien. Weiter berichtete er, dass die ehelichen Verbindungen einer Familie wie die der Herren von Gittelde das Ansehen der Familie in ihrem sozialen Umfeld widerspiegeln, aber vermitteln auch Einsichten in die räumliche Begrenzung. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hätten die Ehepartner aus der engeren Umgebung gestammt. Diese recht enge Umgebung erweiterte sich jedoch seit dem 15. Jahrhundert ein wenig. Die Ehepartner entstammten nun im Wesentlichen dem Grenzgebiet südliches Niedersachsen und nördliches Hessen. Zu beobachten sei auch, dass das Heiratsverhalten der Herren von Gittelde in ständischer Hinsicht sehr homogen gewesen sei, es also keine Ausreißer nach oben oder unten gegeben habe, wie Dr. Winzer sagte. Ob jedoch die eingegangenen Eheverbindungen ihrer wirtschaftlichen Lage und sozialen Stellung gedient hätten, lasse sich leider nicht belegen, bis auf eine Ausnahme. Die Eheverbindung zwischen Hans IX. von Gittelde und Anna von Boventen sei von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung gewesen. Denn da der einzige Bruder Annas ohne Nachkommen verstarb, waren Anna und ihre Schwester Augusta die Erben umfangreicher Rechte und Besitzungen, darunter das Rittergut und Dorf Willershausen. Dr. Winzer stellte den Besuchern auch das einzig überkommende Testament vor, dass von Hans IX. 1599 kurz vor seinem Tod aufgesetzt wurde. Mit den darin getroffenen Entscheidungen wollte er Zwietracht unter seinen Kindern verhindern. „Dieser Gedanke mutet doch sehr moderat an, wenn man an die vielen Erbstreitigkeiten denkt“, betonte Dr. Winzer.
Zugegen waren auch Dr. Brage Bei der Wieden vom Braunschweigischen Geschichtsverein und Oliver Ruth vom Appelhans Verlag, bei denen sich Dr. Winzer für die Veröffentlichung seines Werkes bedankte. hn
Das Buch von Dr. Hans-Joachim Winzer ist im Appelhans Verlag erschienen und kostet 24 Euro.
Dr. Hans-Joachim Winzer stellte beim Klönnachmittag des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde sein Buch „Die Herren von Gittelde“ vor (Foto: Herma Niemann).
Über einen gut besuchten Klönnachmittag freuten sich Olaf de Vries (erster Vorsitzender HGV), Dr. Gudrun Pischke (Arbeitskreis Südniedersächsische Heimatforschung), Dr. Hans-Joachim Winzer, Dr. Brage Bei der Wieden (Braunschweigischer Geschichtsverein) und Oliver Ruth (Appelhans Verlag) (v.l.) (Foto: Herma Niemann).
Zahlreiche Mitglieder des HGV kamen zum Klönnachmittag, bei dem Dr. Hans-Joachim Winzer sein Buch "Die Herren von Gittelde" vorstellte (Foto: Herma Niemann).