Heimat- und Geschichtsverein

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Wertvolles Siegel für Heimatstube

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v.l.: Die zweite Vorsitzende Lotte Luck und der Vorsitzende Olaf de Vries mit Wolfgang Böhm und seiner Frau

Seltenes Handwerkssiegel aus privater Sammlung bereichert jetzt die Ausstellung

Ein weiteres wertvolles Exponat bereichert seit kurzem die Heimatstube des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Gittelde. Denn am vergangenen Sonnabend konnte der Vorsitzende Olaf de Vries ein Petschaft, ein sogenanntes Handwerkssiegel, von Wolfgang Böhm aus Fuldabrück bei Kassel entgegen nehmen.

Ein Petschaft (das Petschaft, fälschlich auch die Petschaft) ist ein Stempel aus einem harten Material, der geeignet ist, ein Siegel in eine Siegelmasse (zum Beispiel Siegellack) einzudrücken. Ein solches herzustellen, oblag früher einem eigenen Beruf, dem Petschierer.

Das Petschaft ist dabei von üblichen (Siegel-)Stempeln für Papier zu unterscheiden, die das Siegel auf einer gummiartigen Fläche tragen, die über ein Stempelkissen mit Farbe benetzt wird. Anschließend wird solch ein Stempel auf das Papier gedrückt und hinterlässt dort ein Abbild des Siegels.

Dieses übergebene Siegel aus dem Jahr 1745, das Wolfgang Böhm zusammen mit einer großzügigen Spende überreichte, trägt die Umschrift „Die Zimmer undt Schiwegd in Gittelde-Handtwercksigel“, also „Die Zimmerleute und Schieferdecker in Gittelde-Handwerkssiegel“.

Wolfgang Böhm wurde im zweiten Weltkrieg aus Kassel evakuiert und kam zu Verwandten nach Gittelde, wo er in Zenkers Haus in der Breiten Straße wohnte. Böhm ging auch in Gittelde zur Schule. Nachdem sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimgekommen war, zog die Familie wieder zurück nach Kassel.

„Ich habe an Gittelde noch viele schöne Erinnerungen“, so Böhm, sodass er irgendwann den Entschluss fasste, sein vor längerer Zeit erworbenes Siegel dem HGV für die Ausstellungsräume zur Verfügung zu stellen. Dieses Angebot nahm der HGV nur zu gern an, da dieses außergewöhnliche Siegel jetzt eine bisher unterrepräsentierte Epoche der Ausstellung ausfüllen wird.

Bei der Verwendung eines Petschaft gibt es kein Stempelkissen. Ein Petschaft besteht aus einem harten Material, in das ein Siegel eingraviert ist. Es wird in eine zuvor aufgetragene, weiche Masse wie Wachs oder warmer Siegellack gedrückt und hinterlässt dort einen meist erhabenen Abdruck des Siegels.

Petschafte finden heute vor allem in Bereichen mit starkem Geheimnisschutz, insbesondere dem militärischen Bereich, Verwendung. Während ein Schlüssel für einen Schrank oder eine Kassette weitergegeben oder auch nachgefertigt werden kann, ist das Petschaft einer bestimmten Person zugeordnet und darf nicht aus der Hand gegeben werden.

Oftmals ist ein modernes Petschaft nur mit einem sehr kurzen Stiel versehen, der gerade zwischen zwei Fingerkuppen passt. Oft ist der Stiel auch mit einem Loch versehen, um das Petschaft am Schlüsselbund zu befestigen.

von Herma Niemann

 

Mitglieder des HGV trafen sich zum Arbeitseinsatz an der Heimatstube

Einige Mitglieder des HGV trafen sich zum Arbeitseinsatz an der Heimatstube, um dem Holzwurm, der zahlreiche Exponate im Stall befallen hatte, den Kampf anzusagen.

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Einblicke in die Schule von früher

Die dritten Klassen der Grundschule Gittelde machten einen Ausflug in die Heimatstube und erfuhren viel Interessantes über das frühere Schulleben.

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Gittelde. „Das sieht ja aus wie im Mittelalter“, rief ein Junge gleich humorvoll bei der Ankunft vor der Heimatsstube des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde (HGV). Im Rahmen ihres Unterrichtsthemas „Schule früher und heute“ machten die beiden dritten Klassen am Montag und Mittwoch einen Ausflug in die Heimatsstube, um Einblicke in das Schulleben von früher zu erfahren und die Unterschiede zum heutigen kennen zu lernen. Ausgestattet mit Block , Stift und ganz vielen Fragen wurden die beiden Klassen jeweils in Zweiergruppen aufgeteilt durch die Räume der Heimatstube, in der früher die Schule war, geführt. Die Führungen übernahmen die Mitglieder des HGV Werner Hartmann, Klaus Starfinger, Brunhilde Nickisch, Karola Hennig und Horst Ahrens. Am Mittwoch begrüßte Ahrens die Klasse 3b vor dem ehemaligen Schulgebäude, wo er den Schülern sogleich etwas ganz besonderes erzählen und zeigen konnte, nämlich dass die Riefen an der Außenwand daher rühren, dass man früher Griffel zum Schreiben benutzte. Da es jedoch keine Anspitzer gab, habe man die Griffel an der Hauswand angespitzt, so Ahrens. Im ersten Innenraum durften sich die Kinder gleich auf die hölzerne Schulbank setzen und sich die Schulutensilien von früher, wie die Brottasche, Ranzen und Tuschkasten, genauer ansehen. Ein bisschen hart und eng sei es auf der Bank, sagten die Schüler, fanden die Aktion aber dennoch gut. Die Fragen hatten sie sich bereits vorher im Unterricht notiert , und konnten diese nun bei Horst Ahrens los werden, wie etwa, wie lang so ein Schultag früher war, wie lang der Schulweg war und ob es wirklich früher Ohrfeigen vom Lehrer gegeben habe. Dazu berichtet Ahrens, dass man früher noch sehr großen Respekt vor den Lehrern hatte und diese auf der Straße am besten schon von weitem gegrüßt hatte. Ohrfeigen habe es des Öfteren gegeben, wenn man etwas falsch gemacht oder sich respektlos verhalten habe. „Ich selbst habe etliche Ohrfeigen bekommen“, so Ahrens humorvoll „aber wahrscheinlich war jede davon berechtigt“. Im Nebengebäude der Heimatsstube konnten sich die Schüler die landwirtschaftlichen Geräte und die alten Küchengeräte anschauen, und erhielten so einen Einblick wie früher gekocht, Kuchen gebacken und gearbeitet wurde. Hier berichtete Werner Hartmann unter anderem darüber, wie man selbst Butter herstellte, nämlich durch das Trennen von Milch und Sahne, die anschließend in ein Butterfass geschüttet und so lange gedreht oder gerührt wurde, bis diese fest war und anschließend gepresst wurde.hn

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Sehr interessiert zeigten sich die dritten Klassen der Grundschule bei der Erkundung der Heimatstube des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde

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Selbst mal auf einer alten Schulbank zu sitzen und Einblicke in das frühere Schulleben zu gewinnen hat den Schülern besonders gut gefallen

(Fotos: Herma Niemann).

 

Alte Berufe und Handwerkskunst kennengelernt

18 Aussteller präsentierten ihr Handwerk auf dem zweiten Handwerker- und Hobbymarkt des Heimat- und Geschichtsvereins Gittelde.

Gittelde. Auch der zweite Handwerker- und Hobbymarkt, organisiert vom Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Gittelde, zog am vergangenen Sonntag wieder viele Besucher auf den ehemaligen Schulhof vor der Heimatstube in Gittelde. 18 Aussteller hatte das Team des HGV für den Nachmittag gewinnen können, die ihre Handwerkskunst präsentierten, wie etwa Heike Kratzin aus Nienstedt, die am Spinnrad demonstrierte, wie aus der Schafwolle ein Knäuel zum Stricken oder Häkeln entsteht. Frederik Uhde zeigte, wie aus Fichtenstämmen Osterfackeln gemacht werden und Petra Utermöller aus Bad Sachsa erklärte interessierten Besuchern die Kunst des Holzmodel-Drucks. Dazu wird mit einem Schwämmchen pasteuse Farbe auf den sogenannten Model aufgetragen. Traditionsgemäß wird dabei blaue Farbe auf weißem Stoff verwendet. Das Ergebnis ist bis 60 Grad waschbar. „Das ist eine ganz alte Technik“, so Utermöller „und wurde auch das Sticken der armen Leute genannt“. Neben Holzarbeiten, Blumengestecken, selbstgemachten Ringen und Ketten sowie selbsthergestelltem Honig und Lederwaren waren mit Karl-Heinz Wessel und Jörg Meister auch die Salzsieder von Salzderhelden vor Ort, die das alte Handwerk des Salzsiedens mit einer Siedepfanne demonstrierten. Die beiden arbeiten ehrenamtlich im Kultur-Förderkreis Salzderhelden für das Industriedenkmal Alte Saline, in dem immer noch zu musealen Zwecken Sole aus der Tiefe gefördert wird. Salz sei das weiße Gold des Mittelalters gewesen, so Meister, denn früher wurde zum Haltbarmachen viel Salz benötigt. Die Saline aus dem Jahr 1757 am westlichen Ortseingang von Salzderhelden wurde 1963 stillgelegt. Heute ist nur noch der Bohrturm II mit der alten Technik vorhanden sowie der Solebehälter vorhanden. Mit einer Bohrung erreichte man 1859 eine Tiefe von 380 Metern und konnte fortan Sole mit einem Salzgehalt von 26 Prozent fördern.

Die Idee, einen Markt zu veranstalten, sei damals entstanden, um mehr Bürgernähe zum Verein entstehen zu lassen und den Einwohnern Geschichte zum Anfassen zu bieten, so der erste Vorsitzende des HGV, Olaf de Vries. Dieser dankte den Ausstellern für ihre Zuverlässigkeit. Die Organisation habe viel Spaß gemacht, weil so viele helfende Hände sich daran beteiligt hätten. Auch dankte er der Kirchengemeinde für die Unterstützung und die Nachbarschaftshilfe. Beim Ausschank der Getränke sowie am Kuchenbuffet und am Grill engagierten sich die Reservisten und der Junggesellenklub. Ebenso mit einem Stand vertreten war der SoVD und das DRK. Am Nachmittag überreichte die Schützengesellschaft dem HGV ein Tscherper-Messer zur Erinnerung an das 525. Jubiläum des Schützenfestes im Juni diesen Jahres. hn

Modeldruck

Die Kunst des Holzmodel-Drucks präsentierte Petra Utermöller. Die alte Technik galt früher als Stricken der armen Leute.

Osterfackeln

Frederik Uhde zeigte, wie aus Fichtenstämmen Osterfackeln entstehen.

Salzsieder

Jörg Meister und Karl-Heinz Wessel vom Industriedenkmal Alte Saline in Salzderhelden demonstrierten das Salzsieden in einer Siedepfanne und informierten über die Jahrhunderte alte Handwerkskunst.

Spinnrad

Vom Schaf zur Wolle: Heike Kratzin aus Nienstedt saß am Spinnrad und ließ Wollknäuel entstehen.                                               Alle Fotos Herma Niemann.

 

Welterbe-Stadt Quedlinburg erkundet

Mit dem Heimat- und Geschichtsverein Gittelde ging es einen Tag lang in das über 1000 Jahre alte Quedlinburg mit Stadtführung durch die Welterbe-Stadt
Gittelde (hn). Gut gelaunt starteten am Samstagmorgen 45 Teilnehmer mit dem Bus in Richtung Quedlinburg. Zu der Tagesfahrt eingeladen hatte der Heimat- und Geschichtsverein (HGV) Gittelde, dessen Mitglied Harald Hartje ein interessantes Besichtigungsprogramm zusammengestellt hatte.
Nach der Abfahrt am Feuerwehrgerätehaus ging es in Richtung Bad Lauterberg über Rübeland Höhlenort bis zur Rappbodetalsperre, wo eine kurze Pause eingelegt wurde und die Gruppe auch einen Blick auf die vor kurzem fertiggestellte weltweit längste Seilhängebrücke werfen konnte. Am frühen Mittag erreichte der Bus bei bestem Ausflugswetter die Stadt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt. Am Marschlinger Hof standen bereits zwei Stadtführer bereit, die die Teilnehmer übernahmen.
Einer der Stadtführer war Hans-Joachim Noske, dem die Leidenschaft für seinen Beruf anzumerken war. Noske erklärte, dass ein großer Teil der Stadt zum Weltkulturerbe gehöre und man deshalb auch Fördergelder erhalten habe. „Deshalb sind wir in Quedlinburg auf einem Sanierungsstand, den es ringsum nicht gibt“, so Noske „die Stadt sah lange nicht so schön aus wie heute“. Der größte Arbeitgeber sei die Gastronomie- und Hotelleriebranche. Die Fachwerkhäuser, von denen es rund 3000 Stück gebe, seien historisch gewachsen. Anhand eines sehr eindrucksvollen Beispiels erläuterte der Stadtführer die jahrhundertelange Geschichte Quedlinburgs. Direkt hinter der St. Benedikti Kirche steht eine Reihe Fachwerkhäuser nebeneinander, die aus dem 15., 16., 17. und 18. Jahrhundert stammen, was man anhand der unterschiedlichen Fachwerkbauweisen deutlich sehen kann und ein schönes Beispiel für die Entwicklung in der Fachwerkbaukunst ist. Die Besichtigungstour führte auch durch die denkmalgeschützte Gasse Schuh-Hof, zu dem auch das Schuhmachergildehaus gehört. Das Handwerkerhaus gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und weist Fachwerkformen aus der Zeit um 1550, mit Lehm verstrichene Windbretter, auf und ist das älteste erhaltene Gebäude der Gasse.
Ein Muss für die Besucher war auch die Besichtigung des Schlossberges, von dem aus man einen schönen Ausblick über die Stadt hat. Auf einem Sandsteinfelsen ragt die mehr als tausendjährige romanische Stiftskirche wie ein Wahrzeichen über der Stadt. In der Krypta unter dem Hohen Chor befinden sich die Königsgräber des ersten deutschen Königs, Heinrich I. und seiner Gemahlin Mathilde. Im Anschluss an die Führung gab es für alle zwei Stunden Freizeit, um die gemütliche Stadt auf eigene Faust zu erkunden oder zum Mittagessen einzukehren. Danach ging es mit dem Bus weiter bis nach Derenburg in die Harzkristall Glasmanufaktur, wo Harald Hartje auf Kosten des HGV für die Teilnehmer eine Kaffeetafel organisiert hatte. Nach der Besichtigung der filigranen Glas-Kunstwerke in der Verkaufsausstellung ging es am späten Nachmittag für alle wieder zurück nach Gittelde. „Wir hatten wirklich Glück mit dem schönen Wetter“, so der erste Vorsitzende des HGV Olaf de Vries „und Harald Hartje hat für uns eine sehr schöne Fahrt organisiert“.
Ankunft am Marschlinger Hof in Quedlinburg: 45 Mitglieder und Freunde des HGV erkundeten einen Tag lang die Fachwerkstadt in Sachsen-Anhalt (Foto: Herma Niemann).

Die Stadtbesichtigung führte auch durch den Schuh-Hof, wo auch das denkmalgeschützte Schuhmachergildehaus aus dem 16. Jahrhundert steht (Foto: Herma Niemann).